Durchfall, Kotwasser oder auch Diarrhö, wie es im Fachjargon heißt, ist bei Pferden kein seltenes Problem. Ein vergleichsweise empfindliches Verdauungssystem und eine Bandbreite an potenziellen Ursachen sind der Grund, warum es immer wieder zu Magen-Darm-Problemen beim Pferd kommt. Wie Ihr Eurem Liebling helfen könnt, verraten wir Euch im folgenden Text.
Was passiert bei Durchfall im Pferd?
Der Verdauungsprozess beginnt beim Pferd bereits im Maul, wo die Nahrung zerkleinert und eingespeichelt wird. Der Speichel hat einen basischen pH-Wert und macht aus dem Raufutter einen gleitfähigen Speisebrei. Das Kauen regt außerdem weitere Prozesse im Magen und der Bauchspeicheldrüse an. Im Magen selbst herrscht ein saures Milieu, um Keime & Co. abzutöten. Auch hier und im weiteren Verdauungsprozess in Dick- und Dünndarm stellt der Körper immer wieder Flüssigkeit beispielsweise Magensaft oder Gallenflüssigkeit bereit. Darüber hinaus arbeiten körpereigene Mikroorganismen daran, bestimmte Nahrungsbestandteile aufzuschließen und so wichtige Nährstoffe bereitzustellen. Diese werden nach und nach über die im Nahrungsbrei enthaltenen Flüssigkeiten an den Körper abgegeben. Bei Durchfall ist der Verdauungsprozess gestört, die Nahrung kann nicht richtig verwertet werden und wichtige Mineralstoffe, Vitamine und Kohlenhydrate gehen verloren. Für uns Menschen ist vor allem eins deutlich erkennbar: der weiche bis flüssige Kot.
Was bedeutet Durchfall für den Pferdekörper?
Diese Störungen im Verdauungsprozess bringen eine Reihe an negativen Folgen mit sich:
a. Der Pferdekörper steckt eine Menge Flüssigkeit in die Verdauung, die er zum großen Teil im Laufe des Prozesses zurückbekommt. Bei Durchfall funktioniert dies so nicht, was auf Dauer fatal ist. Vermehrte Wasseraufnahme muss ausgleichen, was über den Darm verloren geht.
b. Wird die Nahrung zu schnell vom Magen in den Darm weitergeleitet, ist der Brei oft noch im sauren pH-Wert. Das reizt die Darmschleimhaut und die guten Darmbakterien sterben ab. Dadurch entsteht ein negatives Milieu, in dem die abbauenden Bakterien dominieren und es kommt zu Fehlgärungen.
c. Ist der Darm geschwächt, verliert auch das Immunsystem an Stärke. Denn: rund 70-80 Prozent der Antikörper bildenden Zellen sitzen im Darm. Das birgt natürlich das Risiko weiterer Erkrankungen.
Wodurch wird Durchfall verursacht und was kann ich tun?
I. STRESS
Stress schlägt sich auch bei Pferden gerne auf den Magen. Bachblüten können dem Pferd helfen, den Stresspegel runter zu fahren, B-Vitamine, wie sie zum Beispiel in Bierhefe oder Brennesseln vorkommen, unterstützen das Nervenkostüm. Stress führt zur Übersäuerung des Organismus. Unser Tipp: Bullrichsalze helfen dem Organismus wieder in die Basen-Balance zu kommen.
II. PARASITENBEFALL
Besteht der Verdacht auf einen Parasitenbefall, sollte dieser über eine Laboruntersuchung entsprechend gecheckt werden. Das Ergebnis zeigt auf, ob ein Wurmbefall wirklich vorliegt und ob der Einsatz von Wurmkräutern oder ein chemisches Mittel notwendig ist.
III. ZÄHNE
Auch ein vergleichsweise kleines Problem im Pferdemaul kann zu Komplikationen bei der Verdauung führen. Besonders bei älteren Pferden muss man die Zahnfee öfters zum Besuch bitten. Deshalb kann auch die Behandlung eines Dentisten die richtige Lösung für Durchfall sein.
IV. GIFTSTOFFE
Zu den häufigeren Ursachen von Durchfall zählt die Vergiftung. Egal ob über giftige Pflanzen im Heu/Gras, über gespritztes Stroh oder auch bei der Gabe von Medikamenten, mit einigen natürlichen Hilfsmitteln kann man den Pferdekörper entlasten und dabei unterstützen, die Giftstoffe schnell loszuwerden. Hierzu zählen Kohletabletten, Heilerde und Bullrich Salze. Sie binden die Giftstoffe und schleusen sie aus dem Körper heraus.
V. FALSCHE ERNÄHRUNG
Nicht immer ist gut gemeint auch gut gemacht. Im Gegenteil: Es gibt (zu) viele Irrtümer in der Pferdeernährung. Heulage und Zuckerrübenschnitzel beispielsweise führen schnell zu einer Übersäuerung, was wiederum zu Durchfall führt.
VI. UNVERTRÄGLICHKEITEN
Wie bei uns Menschen gibt es selbstverständlich auch für Pferde Substanzen, die zu Unverträglichkeiten führen. Dazu gehören z.B. Getreidestärke, Futtermilben oder auch bestimmte Zusätze aus industriell zusammengesetzten Kraftfuttermischungen.
Unsere Tipps für erste Hilfe bei Durchfall
In vielen der oben genannten Punkte spielt die Leber eine besonders große Rolle. Sie ist der Verteiler von Nährstoffen und baut sowohl aufgenommene als auch durch Fehlgärungen entstandene Giftstoffe ab. Deshalb raten wir bei Magen-Darm-Problemen zu folgenden ersten Maßnahmen:
- Sorgt dafür, dass Euer Pferd wieder Energie bekommt und ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. Das wichtigste ist natürlich Heu. Es sollte 24h zur Verfügung stehen. Zusätzlich könnt Ihr u.a. Mash und Heucobs füttern. Um Darmbakterien wieder im Darm anzusiedeln, sollte rauhfaserreiches Futter geboten werden.
- Sorgt dafür, dass Euer Pferd mit genug Mineralien versorgt wird. Neben Mineralleckeimern, die stets zur freien Verfügung stehen, unterstützen wir besonders anfällige Samtnasen im Winter und Durchfallpatienten mit Mineralien von OKAPI.
- Sorgt dafür, dass die Leber mit Kräutern unterstützt wird. Sie ist in dieser Situation besonders gestresst. Unser Tipp: Heparlind, Myco Protekt, Ostpreußenkräuter oder auch Mariendistel sind dafür besonders gut geeignet.