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Therapieheu bei Equidomus

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch "Heufütterung im Offenstall" von Dr. Tanja Romanazzi

Ich möchte zum Abschluss des Themas noch ein konkretes Beispiel aufführen. Bei meiner Recherche im Internet bin ich auf das Equidomus-Therapiezentrum gestoßen. Jacqueline Lenz und ihr Team bieten verschiedene therapeutische Behandlungen an, vor allem für jegliche Art von Hufproblemen. Eine artgerechte Haltung im Offenstall ist selbstverständlich und das Heu wird auf dem angeschlossenen landwirtschaftlichen Betrieb selber hergestellt. Besonders positiv beeindruckt hat mich bei Familie Lenz, dass die Heuqualität als zentrales Problem angesehen wird und man daher seit Jahren bemüht ist, die eigene Heuproduktion Schritt für Schritt zu verbessern. Dieses ist inzwischen so erfolgreich, dass sie es als Therapie-Heu speziell für Pferde mitStoffwechselproblemen verkaufen können.

Begonnen haben sie im Hunsrück vor 8 Jahren, damals mit 17 ha Grünland (inzwischen sind es 80 ha). Der Hunsrück ist eher für magere Böden bekannt, was eine gute Voraussetzung für artenreiche Wiesen ist. Da auf dem übernommenen Hof jedoch vorher eine Milchviehhaltung betrieben wurde, war Familie Lenz der Anteil an Hochleistungsgräsem zu groß. 11 ha wurden daher umgebrochen und neu eingesät. Danach brauchte es etwas Geduld. Die älteren ursprünglichen Grassorten zeichnen sich eben nicht durch explosives Wachstum aus. Im dritten Jahr war der Aufwuchs schließlich richtig gut.

Die Wiesen sind sehr kräuterreich. Familie Lenz nimmt damit an dem Förderprogramm „Artenreiches Grünland" teil. Die dort geforderten 8 Kennarten werden bei ihnen deutlich überschritten. Um dahin zu gelangen, war für sie die förderung des Bodens ein wichtiges Anliegen, ganz nach dem Motto „nicht die Pflanzen düngen, sondern den Boden ernähren". Jeglicher Mist wird bei Familie Lenz kompostiert. Dazu wird der Mist in 1,5 m hohen Mieten angelegt und mit einem Kompostvlies bedeckt. Nach 6-7 Monaten wird der Kompost auf die Wiesen gebracht. In den ersten Jahren wurden zudem effektive Mikroorganismen mit einer Pflanzenspritze versprüht, dieses Jahr wurde zur weiteren Unterstützung des Bodens Urgesteinsmehl aufgebracht.

Von den Flächen wird nur ein später erster Schnitt geerntet. Der optimale Schnittzeitpunkt ist aus ihrer Sicht, wenn die Gräser reif sind, wenn sie also beginnen auszusamen. Gemäht wird am Morgen zwischen 9 und 10 Uhr, wenn der Tau verdunstet ist und die Gräser jedoch noch nicht komplett getrocknet sind. Es wird eine Schnitthöhe von 10-12 cm (!) gewählt.

Je nach Wetterlage bleibt das Heu 3-5 Tage zum Trocknen auf der Wiese und wird dann in Rundballen möglichst locker gepresst „so fest, dass es gerade noch keine Windeier werden". Die Lagerung erfolgt in einer geschlossenen Scheune mit Holzwänden. Der Boden ist aus wasserfestem Betön, die Ballen lagern stehend auf Europaletten.

Die Wiesen werden direkt nach der Heuernte gemulcht und ein zweites Mal im Herbst, um dem Boden Nährstoffe zurück zu geben. Im Herbst will man zudem der übermäßigen Bildung von Schimmelpilzen vorbeugen.

Die erste Motivation zur Beschäftigung mit einer guten Heuqualität entstand bei Familie Lenz durch die Erkrankung zweier Pferde. Beide bekamen wegen schlechter Heusorten starke Lungenprobleme. Bei der Entwicklung einer optimalen Heuqualität stand somit eine möglichst geringe Keimbelastung im Vordergrund. Als „Nebeneffekt" haben sie jetzt jedoch auch sehr artenreiches und zuckerannes Heu. In ihren Offenställen können sowohl Hufrehe-Patienten als auch Pferde mit Atemwegserkrankungen ohne weitere Einschränkung mit 24h trockenem Heu ad libitum leben. Dieses ist für mich ein beeindruckendes Beispiel dafür, was nur mit einer guten Heuqualität möglich ist.

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